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VERLETZUNG: DAS GEZERRTE KREUZBAND

Verletzungen sind für Spitzensportler wohl die grösste Tortur überhaupt. Davon kann auch ich als Alpin-Snowboarderin schon ein Liedchen singen.

Passiert ist es zwei Tage vor dem Weltcup-Rennen in Scuol. Der Wettkampf im Unterengadin wäre mein erster vor heimischem Publikum gewesen. Viele Freunde und Bekannte wollten anreisen, um mit mir mitzufiebern. Meine Vorfreude war immens. Doch ausgerechnet dann stürzte ich zwei Tage zuvor im Training auf den Kopf. Später spürte ich enorme Schmerzen im Knie. Nichtsdestotrotz versuchte ich auch am Tag vor dem Weltcup nochmals das Gefühl auf dem Snowboard zurück zu finden und hoffte noch immer auf einen Start am folgenden Tag. Doch ein Besuch beim Arzt war unabdinglich.

Nach der Distorsion beim Trainingssturz (den hatte ich mittlerweile auf Video erhalten) bestand der Verdacht auf eine Kreuzbandverletzung. Eine solche Knieverletzung tritt normalerweise im Zusammenhang mit Meniskus oder Aussenband auf. Diese waren aber nach meinem Sturz unbeschädigt. Da sich aber nach dem MRI nur eine Partialruptur am vorderen Kreuzband zeige, waren auch die Ärzte sich nicht einig und deren Ratschläge waren wie Tag und Nacht.

SO BEGANN EINE ZEIT DER UNGEWISSHEIT, EINE EMOTIONALE ACHTERBAHNFAHRT

Nähen, operieren, zuwarten - Das waren die Optionen, die zur Diskussion standen. Das Umfeld wollte nun immer von mir wissen, wie es weitergeht. Alle fragten mich, was es nun ist. Aber ich konnte niemandem abschliessende Antwort liefern – denn ich wusste es zu jenem Zeitpunkt selbst nicht genau. Das war hart und hat mich mental ziemlich mitgenommen. Die Frage, die sich für mich während dieser Phase stellte war lediglich, inwiefern mein lädiertes Knie im Falle eines weiteren Sturzes zusätzlichen Schaden nehmen würde.

Meine Gedanken - als damalige Führende im Gesamtklassement des Europacups - auf keinen Fall kampflos aufgeben. Eine Platzierung unter den Top 3 wäre gleichbedeutend mit einem fixen Weltcup-StartPlatz und den Aufstieg ins A-Kader von Swiss Snowboard. Diese Chance wollte ich nicht mir nicht einfach nehmen lassen.

Nach dem ich mich also für das Rennenfahren entschieden habe, gab es kein zurück mehr. Obwohl ich ich im Hinterkopf immer wieder auftretende Zweifel hatte. Mit einer Spezialschiene am Knie ging ich wieder auf den Schnee und die Chance hat sich gewahrt:

• Europacup Rogla 15. Platz und 2. Platz

• Nationals Radstadt 2. Platz

• Europacup Racines 3. Und 7. Platz

Nach der Wettkampfsaison kümmerte ich mich also um mein Knie. Nach weiteren Untersuchungen kann ich sagen, dass es amtlich das vordere Kreuzband war, das beschädigt ist. Das Knie an sich ist ist weiterhin genug stabil, so dass einen operativen Eingriff wenig sinnvoll wäre. Eine riesige Erleichterung nach dieser viel zu langen Phase der Ungewissheit.

BEDENKEN UM BLUTBEHANDLUNG

Zur Behandlung meiner Verletzung habe ich mich aber für eine Eigenbluttherapie entschieden. Damit können Schmerzen nach Verletzungen an Muskeln, Sehnen und Bändern gelindert und die Heilung beschleunigt werden.

Bei dieser Methode werden ungefähr 15 Milliliter Blut aus der Armvene entnommen. Anschliessend wird das Blut durch Zentrifugation getrennt. Dann werden die körpereigenen, regenerativen und entzündungshemmenden Blutbestandteile zurück in die verletzte Körperstelle injiziert, womit der Heilungs- und Regenerationsprozess beginnt.

Eine Therapie mit Eigenblutspritzen – «Ist das kein Doping?» Vielfach wurde ich auf diesen Punkt angesprochen. Mir sind diese Vorbehalte durchaus bewusst. Da allerdings bloss das Serum und nicht etwa die Blutkörperchen an die verletzte Stelle eingespritzt werden weiss ich, dass diese Methode lediglich den Heilungsprozess beschleunigt, aber keine Form von Doping ist. Zu Doping sage ich generell nein, weil ich für Fairness im Spitzensport einstehe. Ich will wahre Leistung aufs Snowboard bringen.

Dafür arbeite ich nun bereits wieder an mir in der Vorbereitung. Obwohl ich weiss, dass mein Knie noch leicht lädiert ist, kann ich mich nun frei von Sorgen voll und ganz auf den Aufbau konzentrieren und alle Übungen mitmachen. Meine grosse Zuversicht wiegt nicht zuletzt daher, dass ich mich in letzter Zeit verstärkt dem Physio- und Mentaltraining gewidmet habe. Dies hilft mir im weiteren Sinne auch gegen die Verletzungsangst.

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